22.04.2002

Wilder Mistgabel-Mix


Das Ensemble „Mistcapala" gastierte in Ellis Saal
WEITERODE: Mistcapala ist das althochdeutsche Wort für Mistgabel. So nennen sich vier Herren, die am Donnerstagabend in Weiterode zu Gast waren. „Der Name ist ein Überbleibsel aus alten Zeiten", erzählt Tom Hake. Als sich Mistcapala vor ungefähr zehn Jahren gründete, war es „ein reines Folk-Mittelalter-Ensemble".

Heute spielen die Vier aus dem bayerischen Landsberg am Lech eigene Kompositionen. Und die Musik steht nicht mehr allein im Mittelpunkt der Mistcapala-Auftritte. Sie wird mit Comedy vermischt.
Es war ein recht kleiner Kreis, der an den Tischen in Ellis Saal Platz genommen hatte, um Tom Hake, Armin Federl, Vitus Fichtl und Tobias Klug zuzuhören. Vielleicht war das der Grund dafür, dass es ein Weilchen dauerte, bis der Mistgabel Funke übersprang.
Oder es lag daran, dass die vier Männer ihre Zuhörer unvermittelt zwischen den Genres hin- und herwerfen. Mal verspotten die Landsberger sich gegenseitig, mal sagen sie humoristische Gedichte auf, dann wieder gibt es Österreichisches in Leder-Lack oder politisches Kabarett im Hausmeisterkittel. Und dazwischen eine beschwingt-freundliche Musik, die im seltsamen Gegensatz zu all der Scharfzüngigkeit steht.
Applausübungen mit persönlicher Ansprache waren der Schlüssel zum Weiteröder Publikum. Als der Kontakt einmal hergestellt war, wurde der Abend richtig unterhaltsam. Dafür gab es schließlich durchaus Gründe. Es war lustig, Geschichten aus der bayerischen Provinz zu hören - besonders, wenn sie von Tobias Klug auf Sächsisch erzählt wurden.
Und musikalisch hat das Mistcapala-Quartett wirklich einiges zu bieten. Ungeheuer vielseitig sind die Musiker, wechseln zwischen Dudelsäcken, Gitarren, Drehleiern, Harfe und Klarinette, setzen sogar Eier und Töpfe wirkungsvoll ein. Armin Federl präsentierte sich als gefühlvoll-sympathischer Akkordeonist, Tobias Klug als humorvoller Bassist. Vitus Fichtl sang mit dem weichen Pathos eines Reinhard Mey - und Tom Hake brachte Schmackes in das Ganze.
So sind zum Schluss alle richtig munter geworden. Und ließen das Mistgabel-Quartett nach Pippi Langstrumpfs Lied und „Dadada" ungern ziehen.
VERA WALGER
Quelle: HNA 22.04.02

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