Drei Stunden lang sorgte die Folk-Gruppe „Glenfiddle" am Samstag für gute Stimmung in Ellis Saal. Allen voran Flötist Jan-Taken de Vries.
WEITERODE. Wenn Jan-Taken de Vries Flöte spielt, ist das mehr als gute Folkmusik. Exzentrisch artikuliert er seine Soli - sogar wenn das Tempo eigentlich jenseits des Machbaren liegt. Und wechselt mühelos zwischen Blockflöten in allen Größen und Querflöte.
Kein Wunder, dass die Zuhörer in Ellis Saal den langen Musikstudenten am Samstagabend zu ihrem Liebling erkoren. Zwischenapplaus folgte auf Zwischenapplaus. Auch nach fast drei Stunden mit der Gruppe „Glenfiddle" war die Begeisterung ungebrochen.
Ungeahnter Andrang
Dabei wat zu dieser Zeit das dunkle irische Bier - stilecht zur Folkmusik ausgeschenkt - schon längst alle. „Mit so einem Andrang hatten wir nicht gerechnet", erklärte eine glücklich-gestresste Ute Holstein vom Kulturverein. Die Folkmusiker aus Norddeutschland hatten schließlich noch mehr zu bieten als exzellente Flötentöne. Peter Simon zum Beispiel. Der sang ebenso ungekünstelt, wie er das Publikum durchs Programm führte, spielte außerdem Geige und diverse Zupfinstrumente.
Der Lübecker, der aus Trier stammt, hat längere Zeit in Schottland gelebt. 1981 gründete er die Gruppe „Glenfiddle". „Von der ursprünglichen Besetzung bin nur ich übrig geblieben", erzählt er.
Auch ohne Gründungsmitglied zu sein, war Rainer Gebauer am Keyboard eine sichere Bank mit Hang zu originellen Zwischenspielen. Zwischendurch glänzte er am Banjo. Christian Krause überzeugte an der Gitarre mit ansteckender Fröhlichkeit.
Traditionell Irisches und Schottisches haben die Vier im Programm, dazu eigene Stücke. „Nur traditionell wäre mir das zu langweilig", sagt Peter Simon. Die Mischung kam gut an in Ellis Saal. Schmissige Instrumentals wurden ebenso gern gehört wie humoristische und traurige Lieder.
Erst nach drei Zugaben durften „Glenfiddle" aufhören. Folkmusik ist eben wieder im Kommen, sagt Peter Simon. Denn: „Viele haben den Elektro Kram satt." VERA WALGER
