Was gibt es da eigentlich noch zu überlegen, möchte man nach dem Varieté-Abend in Ellis Saal sagen. Dieser Ort muss erhalten bleiben. Ein hochzufriedenes Publikum. Und hochzufriedene Künstler - auch das ist wichtig. Alle würden sie gerne wiederkommen. Man darf nicht vergessen, das waren Künstler aus aller Welt. Denen schon große Preise in grossen Häusern verliehen wurden.
Wer einmal bei einer Veranstaltung in dem alten Gemäuer war, der wundert sich nicht sonderlich über diese Einhelligkeit. Denn Ellis Saal ist ein Schmuckstück, dem gerade in diesen Tagen der absoluten Reizüberflutung eine ganz besondere Bedeutung zukommt. Hier gibt es keine Hochtechnologie. Manches muß improvisiert werden. Hier ist man als Gast gerne bereit, sich durch den engen Eingangsbereich zu drücken oder die klapprigen Stufen
des Toilettenwagens hinaufzusteigen. Einfach, um dabei zu sein. Und dabei ist man, hier in Weiterode. Ob als Zuschauer im Saal, fast auf Tuchfühlung mit den Stars auf der Bühne, oder in der Pause im schnuckeligen Garten, mit den anderen, an einem Stück Ahler Wurscht knabbernd, ins Gespräch vertieft. Man ist mittendrin - statt nur dabei.
In Ellis Saal sind Gross- und Kleinkunst möglich, wie sie nur in einem solchen Ambiente zustande kommen können. Denn hier entsteht Atmosphäre. Hier kann passieren, was sich die meisten Künstler für ihre Auftritte wünschen: Gemeinsam mit dem Publikum entflieht man dem Alltag für ein paar Stunden, amüsiert sich, kommt ins Grübeln über den tiefen Sinn und Unsinn des Lebens und ist einfach raus aus Hektik. Stress und nüchterner Perfektion. Ines Pohl
Quelle : HNA 03.09.1999
