02.03.1999

Sticheleien in alle Richtungen

Mit dem Programm „Achtung! keine Gefahr!" gastierte in Ellis Saal in Weiterode das Spitzenkabarett „Antrak auf Stumphsinn". Das Dresdner Trio wurde begeistert gefeiert.

WEITERODE: Schon Wochen vor dem Auftritt der Kabarettisten Wolfgang Stumph, Gunter Antrak und Detlef Rothe waren die 350 Eintrittskarten für Ellis Saal in Weiterode ausverkauft. Denn Insider wussten bereits seit Ende Dezember, welch hochkarätige Künstler der Veranstalter (Förderverein „Ellis Saal" - Kultur und mehr) für Weiterode verpflichten konnte. Entsprechend hoch war die Erwartungshaltung im Publikum, die von „Antrak auf Stumphsinn" mühelos erfüllt wurde.
Mit ihrem Programm „Achtung! Keine Gefahr!" sparten die drei Dresdner nicht an Sticheleien gegen Politik, Gesellschaft und Moral. In einer ausgewogenen Mischung aus politischem Kabarett, Stand-UpComedy und Gesangseinlagen nahmen sie nahezu alles aufs satirische Korn, was sich für bissigen oder zynischen Spott eignet.
Mit Böllerschüssen aus dem Hintergrund eröffneten sie ihre witzige Treibjagd auf die Regierung Schröder mit ihren Reformvorstellungen, auf die Welt der Banken, des Euro und der Marktwirtschaft, auf den Rassismus oder die Quotenfrauen. Dabei zeigten sie auf, wo in Deutschland der politische Sprengstoff vergraben liegt - der letztlich doch keine Gefahr darstellt, weil sich bei den Durchschnittsdeutschen ohnehin nichts ändert.

Nach zwei sehr kurzweiligen Stunden markierten abermals Böllerschüsse das nahende Ende der Vorstellung, in der Antrak die Rolle des überseriösen Geschäftsführers und Kabarettautors hatte, während Stumph den eher einfach gestrickten Charakter des pfiffigen Normalbürgers mimte. Rothe, der
Pianist, stellte sich mal auf die Seite des einen, mal auf die des anderen und nutzte beider Bühnenabwesenheit für freche Solovorträge.

Noch zu DDR Zeiten, vor rund 25 Jahren, hatten sich die drei Männer kennengelernt. Über die Amateurbewegung kamen der gelernte Handwerker und Berufsschulpädagoge Stumph, der Diplom Mathematiker Rothe und der Diplom Ingenieur Antrak zum Kabarett. Als Trio „Antrak auf Stumphsinn" treten sei seit 1991 so erfolgreich auf, dass sie auch in Rundfunk und Fernsehen viel Beachtung fanden.
„Damals im Osten haben die Auftritte aber mehr Spass gemacht", sagte Rothe nach dem Abend in Ellis Saal. „Die Zuschauer mußten vielmehr zwischen den Zeilen lesen und das war das Schöne. Seit der Grenzöffnung und der Meinungsfreiheit nimmt aber niemand mehr wirklich Anstoss, wenn man den Kanzler für dumm verkauft", erklärt er die heutige Bühnenroutine. (zgr)
Quelle: HNA 02.03.1999

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