19.01.2004

Erstaunliches präsentierte der Magier Stephan von Köller in Ellis Saal

Von Susanne Wenk

WEITERODE. Wie nüchtern ist die Welt, wie viele Träume platzen. Schön, dass es Menschen gibt, die keine Illusionen rauben, sondern inszenieren. Stephan von Köller beherrscht diese Kunst in Perfektion. Mit einer imposanten Mischung aus Witz und verblüffenden Tricks präsentierte er am Samstagabend sein rasantes Programm vor einem begeisterten Publikum in Ellis Saal in Weiterode. Dabei traktierte der deutsche Meister im Zaubern mit seiner außergewöhnlichen Fingerfertigkeit nicht nur die Lachmuskeln seiner Gäste, sondern beraubte sie auf charmante Weise ihres Glaubens an die sinnliche Wahrnehmung.
Energiegeladen betrat Stephan von Köller die Bühne und moderierte wortgewandt und spontan seine über zweistündige Show. „Schauen Sie mir genau auf die Finger", forderte er die Zuschauer auf. Wer hoffte, sich so die Vorgänge auf der Bühne erklären zu können, konzentrierte sich vergebens. Denn der schöne Schein zerplatzte auch nicht beim„ Klassiker der Zauberkunst", den er dem Publikum angeblich beibringen wollte. Das Seil mit den „zwei gleichlangen Enden" wurde zerschnitten und blieb doch ein langer Strick. Wie soll man das zu Hause seinem Nachbarn vorführen?
Ganz gleich, ob er aus seinem Schuh oder einer zusammengeknüllten Tüte ein Glas Orangensaft hervorzauberte, einen Fünf-Euro-Schein in einen Fünfziger verwandelte oder eine Kerze um sich herum kreisen ließ - die Zuschauer kamen aus dem Staunen nicht heraus. Für die kleineren Zaubereien mit den erstaunlichen Effekten holte sich von Köller stets seine Lehrlinge aus dem Publikum. Ohne Bodenhaftung schwebte eine Frau, nachdem der Künstler die zwei Stützen ihrer Liege entfernte. Ein Hauch von Psi erfüllte Ellis Saal bei einem Kartentrick: Die gesuchte Karte, die ein Gast markierte, befand sich zu guter Letzt nicht mehr im Spiel, sondern wie durch Geisterhand in einer kleinen Schachtel seines Sitznachbarn. Auch das bekannte Hütchenspiel, mit dem Trickgauner durch die Lande ziehen, war Bestandteil des Programms. Am Ende wusste natürlich keiner mehr, ob der Golfball in von Köllers Jackentasche oder unter dem Hütchen steckte. Als zum Schluss gar zwei Tennisbälle darunter hervorkamen, war die Verwirrung perfekt. Aber der Künstler hatte anfangs gewarnt: „Spielen Sie nie mit fremden Menschen!"
Nebelschwaden zogen über die in geheimnisvolles Licht getauchte Bühne und entführten in das Reich der Großillusionen. Der deutsche Meister der Magie zerteilte eine Dame, die zuvor in einen Karton kletterte. Zusammengefaltet und mit Schwertern durchbohrt, stieg die Frau kurz darauf quicklebendig und in neuem Outfit aus der großen Kiste.
David Copperfield war nicht mehr fern in einer anderen Illusion, in der er seine Assistentin in einen Käfig verschwinden und wieder auftauchen ließ. Zwischen den laufenden Flügel eines Industrieventilators schlüpfte von Köller mühelos hindurch. Das Durchschreiten eines Spiegels ohne Scherben zu verursachen war ein weiteres Wunder, das er spektakulär in Szene setzte.
Nach einer spannungsgeladene Show mit kontrastreichen und faszinierenden Darbietungen blieb am Ende die zentrale Frage offen: „Wie hat er das nur gemacht?"
Für manches gibt es eben keine Erklärungen.

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