10.06.2002

Schuld an der Misere ist die Macht

Viel gelacht wurde beim Gastspiel des Kabarett-Trios „Antrak auf Stumphsinn" in Weiterode
Von Alexandra Koch



WEITERODE. Wer Wolfgang Stumph aus dem Fernsehen kennt, weiß, dass er witzig ist, ohne derb oder polemisch zu sein. Wenn er in „Salto Postale" den Beamten mimt, verteilt er so manche Spitze in Richtung Politik, Gewerkschaft und Kirche. Dass er aber auf der Bühne noch komischer ist, weiß nur, wer ihn zusammen mit seinen Kabarett-Kollegen Gunter Antrak und Detlef Rothe live erlebt hat. Im Dreigespann haben diese Künstler eine unglaubliche Bühnenpräsenz. Daher sprang der Funke auf die Zuschauer im ausverkauften „Ellis Saal" in Weiterode auch sofort über. Bereits die ersten Dialoge ließen das Stimmungsbarometer im Saal ansteigen. Gelacht wurde viel und herzhaft. Sprachen die Scherze und Wortspiele doch unverkennbar die Welt des „Otto Normalverbrauchers" an.
Wo zwickt es den kleinen Mann? Wer ist schuld an der Misere auf dem Arbeitsmarkt, in der Bildung und im Gesundheitswesen? Das Kabarett „Antrak auf Stumphsinn" brachte es auf den Punkt und verpackte es unverblümt in launige Worte: die Macht. Und wo lauert die Macht? In Berlin. Aber nicht auf offener Straße, denn da würde sie ja auf das Volk treffen. Nein, sie liege in den Betten der Mächtigen, wo sie gehegt und gepflegt werde. „Denn die Macht wird heiß umworben." Alle wollen sie, meinen die Kabarettisten: Gewerkschaften, Politik, Kirche, Wirtschaft und vor allem die Sponsoren. „Allein das Volk hat Charakter, denn das Volk will die Macht gar nicht", sinnierte Detlef Rothe. Nicht umsonst hieße es im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland: Alle Macht geht vom Volke aus. „Ausgegangen ist die Macht also und das schon lange."
Zurückgeblieben ist die verstaubte Grundgesetz-Taschenbuchausgabe, die Wolfgang Stumph in seiner Rolle als betrunkener Techniker auf einem Kaufhaus-Wühltisch gefunden hat. Dafür will ihn sein Chef feuern. Nicht dafür, dass er gewühlt hat, sondern dafür, dass er betrunken zum Dienst kam. Gunter Antrak, in seiner Rolle als Geschäftsführer, ist geradlinig und leistungsorientiert. Wer sich nicht rechnet, fliegt. Und rechnen tun sich die wenigsten Angestellten. „Deshalb geht jetzt hier das Licht aus, und alle Leute müssen raus."
Aber keiner der Zuschauer wollte gehen. Dafür war der Kabarett-Abend einfach zu gelungen. Die Pointen sprudelten nur so von der Bühne. Aus dem Lachen kamen die Fans nie heraus. Zum Beispiel bei der Geschichte mit einem Inder, der eine Green Card will oder der Geschichte von der Gleichstellung der Frau in einem deutschen Garten- und Kleintierverein. Beide kommen schlecht weg. Genauso wie der „Otto Normalverbraucher", wenn er gesetzlich versichert und gleichzeitig krank ist. „Sie müssen selber herausfinden, was Ihnen fehlt", hörte Stumph im Zimmer des Arztes. Die richtige Adresse für alle Beschwerden sei für ihn www.heimwerker-arzt.de.
Zur Begeisterung der Zuschauer spielte das Trio drei Zugaben. Danach trugen sich Gunter Antrak, Detlef Rothe und Wolfgang Stumph ins Goldene Buch der Stadt Bebra ein.

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