14.02.2006

Ein bisschen bescheuert

Ein bisschen bescheuert
Chaotisch, sarkastisch, großartig - „Ganz schön feist” in Ellis Saal
Von Susanne Kanngieser
WEITERODE. Nach langen sieben Jahren haben sie Weiterode wieder gefunden, und sie glauben immer noch das, was in Musikerkreisen angeblich erzählt wird: „Wenn du einmal in Weiterode gespielt hast, dann hast du es geschafft”. Da grenzt es wirklich an ein Wunder, dass das Göttinger Trio „Ganz schön feist” immer noch ein „ewiger Geheimtipp” ist, wie Sänger Mathias „C.” Zeh leicht bedauerte. Zumal die feschen Jungs locker mit-halten können mit denen, die ganz oben stehen.
Im voll besetzten Ellis Saal begeisterte die Gruppe am Samstagabend mit gesanglichen Glanzstücken, komödiantischen Bonbons und gesungenem Blödsinn auf höchstem Niveau. Mathias „C.” Zeh, Rainer Schacht und Christoph Jess förderten hauptsächlich Songperlen aus ihrer CD „Hüa!” zutage wie „Irgendwas is doch”.
Alte und neue Fans wurden in Verzückung versetzt mit „Enten”, die keine Ohren haben, oder dem Mann, der das Gedächtnis verlor und es auch nicht wiederhaben will. Mit sprudelndem Ideenreichtum, pfiffig-frechen Moderationselementen, Respektlosigkeit und sympathischer Schlagfertigkeit würzten die Feisten ihre zweistündige Show.
Die Niedersachsen sangen groteske, herrlich erfrischende Eigenkompositionen, die meist ziemlich harmlos beginnen und überraschend komisch enden. Für Überraschungen sind sie ohnehin gut. Die Männer im „anthroposophischen Versicherungsvertreter-Outfit” (Rainer Schacht) zerlegen nach eigenem Bekunden schon mal ein Hotelzimmer, treiben sich auf Schlagerpartys rum und bleiben auch in den gefährlichsten Situationen immer „schön geschmeidig”.
Mit viel Ironie spielten die Sänger nicht nur mit den Tönen, sondern auch mit den Lachmuskeln der Zuschauer. Chaotisch, sarkastisch, großartig, immer ein bisschen bescheuert und albern. Zeitlos gut. Das Trio aus Göttingen imitierte orchestralen Sound a cappella täuschend ähnlich. Lupenrein zelebrierte man vielerlei stimmliche Ausdrucksmöglichkeiten zwischen rauchiger Sinnlichkeit und peppigem Knalleffekt.
Souverän und sicher kam der Gesang von „ganz schön feist” rüber, samtige Akkordverbindungen beherrschten die Feisten genauso spielend wie groovige Rhythmen. Angestrahlt mit raffinierten Beleuchtungseffekten jonglierten, gurrten und scratchten sich die Sänger mehrstimmig durch ihr Repertoire. „Es ist gut, wenn du weißt, was du willst, wenn du nicht weißt, was du willst, ist das nicht so gut”, sang das Publikum zu den instrumentalen Imitationen der Feisten. Und die Zuschauer wussten, was sie wollten: Zugaben. Mehrmals kamen die Macher gnadenloser Gags und sensationeller Sangeskunst nach vorn. Und wünschten sich am Ende einen guten CD-Verkauf. Denn immer nur der Geheimtipp will „Ganz schön feist” bestimmt nicht bleiben. Und das wäre auch nicht gut.

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