28.09.2006

Wenn das Lächeln bleibt


Wenn das Lächeln bleibt
Kasseler Starclub begeistert mit seinem tollen Programm die Menschen in Ellis Saal
VON SUSANNE KANNGIESER

WEITERODE. Der Witz sitzt. Das konnte man vom roten Kleid und „dem gleichen in grün” zwar nicht behaupten. Am Ende kam „Confriseuse”, wie sich Confénciere Rosemie vorstellte, in blau gekleidet als Wunder daher. Einfach wunderbar. So wie das gesamte Programm, das der Starclub am Montagabend im voll besetzen Ellis Saal in Weiterode präsentierte. Hinreißend komisch moderierte Rosemie das Kasseler Variete und zeigte mit einem Ausschnitt aus ihrem siebenstündigen Stepp-Programm, dass auch sie „wie blöde geprobt” hat.
Mit zwei Bonbons, die sie wild im Mund bewegte, ahmte die schwäbelnde Heidelbergerin die klappernden Geräusche nach. Nach kurzer Zeit hatte sie Holger, den Mann ihres Lebens, im Publikum gefunden. Der bekam das Überbleibsel der gelutschten Bonbons geschenkt und wurde fortan bezirzt, angeschmachtet und durfte auch mal bei einer Hebefigur anpacken. Die kecke Frau mit der starken Brille spielte im Lederdress auf Blasinstrumenten und tänzelte im Spitzenkleid als nordsibirische Marschgans. Das proppere Fräuleinwunder brillierte dazu außerdem mit Stand-Up-Comedy und schrägern Witz: Warum tragen Schwäbinnen keine String-Tangas? Weil man daraus später keinen Putzlappen machen kann.
Das Lächeln auf den Lippen der Zuschauer sollte den ganzen Abend über andauern, denn neben Rosemie kamen weitere sympathische Künstler, die Sensationelles und Erstaunliches mit großem Charme und Temperament darboten. TJ Wheels wirbelte mit Inlinern auf einer Halfpipe umher und schleuderte zu Stakkato-Takten der Technomusik silberne Keulen durch die Luft, als gäbe es kein Morgen. Der Artist erzielte auch im zweiten Teil mit einfachen Mitteln eine große Wirkung. Da stapelte er Stahlrollen auf Stahlbretter, immer höher und höher und hielt das Gleichgewicht auch noch beim
Jonglieren. Phänomenal. Mit Spannung erwarteten die Zuschauer den Auftritt des ältesten Artisten der Welt. Der gab sich freilich erst am Ende, als „Höhepunkt der Höhepunkte” die Ehre. Vater Konrad (97) und Sohn Johnjohn (60) Thurano zeig-
ten am Trapez eine spektakuläre Performance. Mit stehenden Ovationen feierte das Publikum den 97-Jährigen, der fast spielerisch körperliche Höchstleistungen brachte.
Apropos spielerisch: Zauberer Juno hieß der Mann, der Karten, Zigaretten und Bälle durch magische Kräfte verschwinden ließ. Die Fäden hatte er nicht nur in der Hand — sie kamen aus Ohren und Mund. Offenen Mundes, weilstaunend, ließen sich die Zuschauer verführen. Erstaunlich und erheiternd zugleich.
Dirty Dancing war gestern, Konstantin und Svetlana sind weiter. Das Paar zeigte, wie geschmeidiger Tanz auszusehen hat. Die Szenen von der Ehe bis zum Tod folgten im zweiten Teil — einmalig in Mimik und Gestik und mit einer wunderbar pointierten Choreografie ausgestattet. Selten so geschmachtet.

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