20.01.2009

Heinz Erhardt in Perfektion

Heinz Erhardt in Perfektion
Erstklassig unterhielt Andreas Neumann das Publikum in Ellis Saal
Von Sylvia Hubele
WEITERODE. Heinz Erhardt lebt - die Besucher in Ellis Saal in Bebra-Weiterode überzeugten sich persönlich und kamen aus dem Lachen nicht mehr heraus. Andreas Neumann aus Hannover ließ den unvergessenen Künstler mit der prägnanten Mimik wiederauferstehen, und die zahlreichen Zuhörer dankten es mit lang anhaltendem Beifall.
Schon zu Kaffee und Kuchen hatte der Kulturverein Ellis Saal eingeladen, und das Angebot wurde gerne und reichlich genutzt, bis Andreas Neumann auftrat. Neumann konnte nicht klagen - und wurde deswegen
kein Jurist. Dentist konnte er ebenfalls nicht werden: "Der Zahn wurde mir mit den Zensuren gezogen", erklärte der Künstler. So wurde er Parodist, und das Publikum vergnügte sich darüber, wie die Ziege und
die Schnecke zum Finanzamt wollen. "Hier muss man kriechen können, nicht meckern".

Mit Wortwitz und Verve zog Neumann parodistisch gleichsam über Männer und Frauen, menschliche Schwächen und bekannte Persönlichkeiten her, immer in Erhardtscher Manier. Dabei war Neumanns Darbietung weniger Parodie als perfekte Imitation. Er schien sich vor den Augen beziehungsweise den Ohren des Publikums in sein Vorbild zu verwandeln und ließ Heinz Erhardt täuschend echt in Mimik und Gestik wieder aufleben. Selbst die Stimme schien die gleiche, nur die Brille war nicht das Hornmodell von Erhardt. Aber sonst: die gleichen huschenden Armbewegungen, der gleiche hintergründige und doch naive
Tonfall.
Ob die Honigbiene die Gattungsbezeichnung "Insekt" wirklich ihrer Vorliebe für Schaumwein zu verdanken hat - sie trank lieber Sekt als Honig, oder ob die "polyglotte Katze", welche ihre Fremdsprachenkenntnis bei der Jagd auf die sesshafte Maus nutzt: Immer wieder kicherte das Weiteröder Publikum mit hemmungsloser Albernheit und dankte Neumann für dessen Verwandlungskunst und dem in den Gedichten Erhardts innewohnenden Wortwitz mit oft auftosendem Zwischenapplaus.
Er sei zwar Alleinunterhalter, versicherte Neumann. Doch er trug seine Mitspieler gewissermaßen im Halse und servierte eine Show, in der noch weitere Erhardtsche Kollegen auftraten. Hochkomisch war etwa der Rosenkrieg zwischen Heinz Erhardt und der beständig um den eigenen Zahnersatz besorgten Inge Meysel. Unter anderem der verschmitzte Heinz Rühmann, der naserümpfende Theo Lingen und der schnoddrig auf seine dusselige Kuh schimpfende Alfred Tetzlaff sorgten für Heiterkeit.
Über das Wiedersehen mit den TV-Helden Louis de Funes, Spejbl und Hurvinek und der Biene Willi hocherfreut, verabschiedete das Publikum in Ellis Saal Neumann erst nach vielen Zugaben mit viel Applaus.

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