21.11.2009

Beste Grüße von Bin Laden


Anmerkung des Kulturvereins: Aufgrund der gleichen Veranstaltung gab es nur eine Pressekritik zu der Veranstaltung in Rotenburg.

Beste Grüße von Bin Laden
Comedy-Duo Wolf und Bleuel bot erfrischend Hintergründiges zur Weihnachtszeit
Von Susanne Kanngieser
ROTENBURG. Wenn Sie an Weihnachten auch „so einsam sind wie der Bandwurm bei Super-Mager-Modell Kate Moss“, dann kommt hier die gute Nachricht: Weihnachten ist das Fest der Singles. Diese weitsichtige Einsicht verkündeten Wolf und Bleuel in ihrem erfrischenden, hintergründigen Programm „Single Bells“. Das zweistündige Feuerwerk von Sprüchen, skurrilen Geschichten und Typendarstellungen begeisterte am Donnerstagabend im Dr. Durstewitzsaal des Herz- und Kreislaufzentrums in Rotenburg. Wolf und Bleuel spannten bissig und scharfsinnig ein weites Netz um das Fest der Liebe: Auf Weihnachtsansprachen von Silvio Berlusconi (,‚Die andere Präsidente sind schlecht wie Flasche leer“), der Queen und Bin Laden folgte das Leiden des Vegetariers (,‚Es kommt kein Federvieh auf den Tisch, noch nicht mal, wenn es totgestreichelt wurde“) und die wenig abwechslungsreiche Auswahl der TV- Sendungen (,‚Der kleine Lord ist auch schon Opa“).
Immer wieder gingen die Partner verbal aufeinander los: Wolf, als Weihnachtshasser, und Bleuel, der weihnachtstechnisch „vor sich hin gefühlsduselt“. Atemlos verfolgten die Zuschauer die Perspektiven der kongenialen Partner vorgetragen in rasantem Tempo (zum Beispiel über die Schlacht des Schlüchtener Schlachters), die sich dann unerwartet und zielgenau im Zenit des Vortrages trafen.
In einer verbalen Achterbahnfahrt, bedienten sie sich gekonnt aller Stilmittel, die die Sprache so bietet. Das witzige, zeitkritische Comedy-Duo wechselte geschwind Themen, Spielarten und Figuren.

Hinreißend war das Märchen in drei Akten vom „Aschenblödel“. Hier spielte Bleuel die große Kunst der Pantomime voll aus. Leider gab es diesmal kein Happyend für Aschenblödel: Er, der auf der Suche nach einer Frau war, landete als Postbeamter in Manila, und sein einziges Verhältnis blieb das Beamtenverhältnis. Wolf beklagte als frustrierter Weihnachtsmann, dass das Unternehmen Dreifaltigkeit insolvent sei und die Krise das Paradies erreicht habe. Bleuels Ausflug in den Billigmöbelladen mit anschließendem Kauf eines chinesischen Plastikschranks endete mit einer Einweisung in die Psychiatrie. Ob Weihnachtsgeschenke à la Reinhard Mey (,‚Organspende ist toll“), Weihnachten im IT-Zeitalter (,‚Josef und seine Lebensabschnittsgefährtin Madonna fanden einen Chatroom in Bethlehem-City. Da wurde das Kind gedownloaded“) oder die Geschichte, wie Bleuel das Weihnachtsfest rettete — immer trafen die Rhöner mit intelligentem und tiefsinnigem Witz ins Herz des Publikums, gestochen scharf und komisch.
Im Dezember in Ellis Saal
Und am Ende blieb es dabei: Alle Akteure der Weihnachtsgeschichte waren Singles, auch Schaf und Ochs. Jetzt kann, wenn es nach Wolf und Bleuel ginge, endlich auch die Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten umgeschrieben werden. Übrigens: Das Duo gastiert mit „Single Bells“ noch einmal am 19. Dezember in Ellis Saal in Weiterode.

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