Kabarett aus Dresden von der Herkuleskeule begeisterte die Weiteröder Zuschauer
Weiterode. Finanzkrise, Klimawandel, Korruption, Weltuntergang: Die Herkulesbühne ließ am Sonntagabend in Ellis Saal keins der großen Themen aus. Die Dresdner, die mit ihrem Programm „Radioballett“ begeisterten, hörte hin und wieder gerne die Bestätigung des Publikums: „Genauso isses.“
Rainer Bursche, Brigitte Heinrich und Michael Rümmler nahmen die Zuschauer mit auf einen grotesken wie schonungslosen Rundgang durch den Zustand der Republik und der ganzen Welt. Die Radioansagen mit vielerlei haarsträubenden Versprechern nahm das Trio dankbar auf und stürzte sich mittenrein in den demogarfischen Wandel, Terrorwarnung, Auslandseinsätze der Bundeswehr, Wutbürger, die politischen Kehrtwendungen der Kanzlerin (wunderbar mimisch und sprachlich in Szene gesetzt von Brigitte Heinrich) oder die Revolution in den arabischen Staaten. Opa Neugebauer (Rainer Bursche) musste sich mit diversen Versicherungsvertretern, Glaubensfanatikern und Ernährungs- und Diätberatern (genial: Brigitte Heinrich und Michael Rümmler) auseinandersetzen und konnte weder Facebook, Twitter oder Bloggen etwas abgewinnen. Stattdessen war Revolution angesagt: Auf dem „Tapezierplatz in Kairo“ zum Beispiel, da verteilte Opas Freund, „der Augenzeuge“, schon mal Bananen als die Panzer rollten, und tauschte den Massagestrahl seines Whirlpools gerne gegen einen Wasserwerfer ein. Natürlich ging es den Dresdner in erster Linie um die Idiotie, Verblödung, den kompletten Irrsinn der derzeitigen Weltenlage. Und mal ehrlich: Was diese heute zu tage bringt, ist Stoff für eine Fundgrube voller Pointen, wie es sie lange nicht gab. Also griff die Herkuleskeule dankbar hinein, wühlte im Dreck und brachte eine Wortschlacht auf die Bühne, die im wahrsten Wortsinn zum Brüllen war. Scharfzüngig, mit viel Witz und schwarzem Humor nahmen Rainer Bursche, Brigitte Heinrich und Michael Rümmler nicht nur Regierende, sondern auch das aufmüpfige Volk in die Zange. Die großartigen Schauspieler mit außerordentlichen komödiantischen Fähigkeiten warfen sich rhetorisch die Bälle zu und unterstrichen mit Gestik und Mimik die Gedanken in einer Weise, wie sie bei wortorientierten Kabarettisten eher selten zu sehen sind. Schonungslos und hintergründig, chilischarf und himmlisch komisch reihte das Trio Ereignisse und Fehltritte auf höchster Ebene hintereinander. Den richtigen Ton zum „Radioballett“ fand Pianist Thomas Wand. Stürmischer Applaus war die Verneigung des Publikums vor drei wirklichen Könnern ihres Metiers. Susanne Kanngieser