Eine Vision wird Wirklichkeit

Teil1: Einem alten Dorfsaal wird neues Leben eingehaucht

„Zu sagen, etwas sei unmöglich, weil es unmöglich scheint, heißt nichts anderes, als sich in der gefährlichen Gewohnheit üben, jedem neuen schöpferischen Gedanken ein ‚Unmöglich!' entgegenzurufen. Dann kannst du deinen Geist einem vergitterten Gefängnis gleichstellen, in welchem du allein der Gefangene bist.“ (Prentice Mulford)

Unsere Geschichte beginnt ... . Für das Dorf Weiterode mit seinen 2500 Einwohnern ein multifunktionales Dorfzentrum zu schaffen; das war im Mai 1998 für 19 Gründungsmitglieder die Hauptantriebsfeder, einen Förderverein zu gründen, der zwei Jahre später in einen Kulturverein umbenannt wurde. Bis dato stand Weiterode im Schatten der Kernstadt Bebra, wenn es um einen öffentlichen Treffpunkt für Privatpersonen und Vereine ging.

Der Kulturverein „Ellis Saal Kultur und mehr“ e. V. Weiterode 1998 schrieb sich in der Gründungsversammlung auf seine Fahnen, für das Dorf ein Zentrum des öffentlichen Lebens zu schaffen, das zumindest teilweise als Dorfgemeinschaftshaus mit den entsprechenden Konditionen genutzt werden kann.

Unsere Geschichte geht weiter ... .Nachdem die Vereinsziele schnell umrissen waren, bereitete die Wahl des Vereinsnamens mehr Kopfzerbrechen. Schließlich besannen sich die Mitglieder auf die Tradition des alten Dorfsaals in der Lindenstraße. Der Name „Ellis Saal“ bezieht sich auf die heute 81-jährige ehemalige Besitzerin des Dorfsaals, Elisabeth Holzhauer, die seit dem Verkauf des Gebäudes an die Stadt Bebra bei ihrer jüngsten Tochter in Weiterode lebt. Der Dorfsaal gehörte einst zur Gastwirtschaft „Zur Linde“, die Elli Holzhauer jahrzehntelang zusammen mit ihrem Mann Hans führte und die schon von ihren Großeltern eröffnet worden war.

Die Großeltern hatten dann im Alter den Betrieb an Ellis Eltern übergeben, wodurch die Geschichte der Gaststätte von drei Generationen, drei Familiennamen geprägt wurde Gleim, Höll und Holzhauer. Das Ende des Familienbetriebes kam 1995. Die Gaststätte, die Anlaufpunkt für fast alle Weiteröder Vereine war, wurde geschlossen, weil der Wirt schwer erkrankte und seine Frau Elli die Gaststätte aus Altersgründen nicht mehr alleine führen konnte.

Und zurück in unsere Zeit ... .Als der Kulturverein sich des Saals annahm, konnte die Gaststätte nicht im gleichen Zuge wiederbelebt werden, da diese Etage zu einer Wohnung umgebaut worden war. Erst nach der eineinhalbjährigen Bau- und Renovierungszeit konnte im Fachwerkhaus eine neue Gaststätte in Betrieb genommen werden. Die Eröffnung der „Linde“ wurde am 13. Oktober 2001, eine Woche vor der Weiteröder Kirmes, gebührend gefeiert. Damit ist die Tradition gepflegter Gastronomie in der Lindenstraße 3 fortgesetzt und für die Zukunft fit gemacht geworden. Saal kurz nach Renovierung
Im nächsten Programmheft erzählen wir unsere Geschichte weiter. Dann geht es um die genaue Zielsetzung des Vereins und unsere ersten Kulturveranstaltungen im noch nicht renovierten Saal.


Alexandra Koch.
Schriftführerin des Kulturvereins „Ellis Saal“.
Im Oktober 2001.

Eine Vision wird Wirklichkeit

Teil 2 - Nur gemeinsam sind wir stark

Unsere Geschichte geht weiter ... .
Aber zunächst ein lehrreiches Wort von Wilhelm Busch, geschrieben 1904, und versehen mit der Überschrift „Versäumt“.

Zur Arbeit ist kein Bub geschaffen,
Das Lernen findet er nicht schön; 
Er möchte träumen, möchte gaffen
Und Vogelnester suchen gehen.

Er liebt es, lang im Bett zu liegen.
Und wie es halt im Leben geht:
Grad zu den frühen Morgenzügen
Kommt man am leichtesten zu spät.

Liebe Gäste und Kulturfreunde!

Wir, vom Kulturverein „Ellis Saal - Kultur und mehr“ e. V. Weiterode 1998, sind nicht zu spät gekommen. Sonst würden Sie heute nicht auf diesem Stuhl sitzen und den Künstlern auf der Bühne Beifall spenden. Aber die Mitglieder des Kulturvereins trieb eine Vision voran, nämlich ein Dorfzentrum für Weiterode zu schaffen, das allen Ansprüchen gerecht würde. Ein Haus der Kultur und Unterhaltung, der Geselligkeit und der Muse - und zwar für alle Altersstufen und Schichten.

Also krempelten die Mitglieder nach der Gründung von „Ellis Saal“ im Mai 1998 die Ärmel hoch, beratschlagten sich und kamen überein, „Ellis Saal“ erst einmal gebührend in Szene zu setzen. Weiß man doch, dass man auf sich aufmerksam machen muß, will man Erfolg haben. Die Entscheidung Erfolg haben zu wollen, trafen wir auch für unser Ziehkind „Ellis Saal“ und siehe da, wir schienen uns nicht schlecht beraten zu haben.

Schon die erste Kulturveranstaltung im Juni 1998 zog rund 200 Besucher in „Ellis Saal“. Für diesen fulminanten Auftakt sorgten das thüringische Duo „Reichert & Reichert“ sowie das Mandolinenorchester Weiterode. Vom alten Volkslied bis hin zu Musical-Melodien - diese musikalische Veranstaltung bot eine breite Vielfalt und begründete gleichzeitig eine Tradition der Notenschlüssel. Was heißt das? „Ellis Saal“ ist aufgrund der guten Akustik für Lied- und Musikvorträge wie geschaffen. Daher waren unsere erfolgreichsten Veranstaltungen bis jetzt die musikalischen, vom Notenschlüssel geprägten.

Vom Wort geprägt ist das Kabarett. Auch diese Veranstaltungen waren stets gut besucht. So könnte man also sagen: „Ellis Saal“ hat zwei Standbeine - die Musik und das Kabarett, bzw. Comedy. Für diese und andere Kultursparten haben sich schon zahlreiche Stammgäste gefunden.

Gäste, die es nicht abschreckte, auf harten und kalten Plastikstühlen zu sitzen, die auch der Gang zum Toi-Toi-Häuschen nicht davon abhalten konnte, für die nächste Veranstaltung wieder Karten zu reservieren. Stammgäste, wie die gerade beschriebenen, sind uns auch nach dem Umbau treu geblieben, obwohl der Verein nach zweijähriger Kulturpause wieder bei Null anfangen mußte.

An dieser Stelle sei ganz herzlich all denen gedankt, die sich beim Lesen dieses Vorworts vielleicht selbst als Stammgast outen!

Weitere Veranstaltungen folgten ... . „Ellis Saal“ und mit dem Saal das ganze Dorf erlebten in 1998 einen wahren Kulturherbst und -winter. Ende September gab das bekannte Kabarett-Theater „Die Distel“ aus Berlin ein Gastspiel. Als Vorgruppe heizten die Sängerinnen und Sänger von „Total Vocal“ aus Gilfershausen dem Publikum schon gehörig ein. Es sollte ein unvergesslicher Abend werden. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Stimmung war nicht zu überbieten. Das Lachen, Klatschen, Trampeln, Pfeifen und Rufen kulminierte zu einer einzigen Woge der Lebensfreude. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war jedem Kulturvereinsmitglied klar, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen hatten.

Nun durften wir uns bloß nicht beirren lassen! Rückblickend wissen wir, dass Vieles nur durch die Unterstützung Vieler gelang. An dieser Stelle seien beispielhaft die Weiteröder Landfrauen erwähnt und gelobt. Immer, wenn Arbeit anfiel, packten sie mit an. Gab es doch vor dem Umbau noch wesentlich mehr zu tun, denn da oblag dem Kulturverein auch die Gastronomie im Saal. Schnittchen schmieren und belegen, Kuchen backen und verkaufen, Wasserkästen schleppen und Sekt servieren; Arbeit war genug da!

Und deshalb kam uns die Hilfe der Landfrauen ganz recht. Auch ihr Entschluss, als kompletter Verein bei uns Mitglied zu werden, löste erfreute Reaktionen aus. Denn gerade die Zusammenarbeit mit anderen örtlichen Vereinen steht beim Kulturverein „Ellis Saal“ ganz oben auf der Prioritätenliste.

Was ist übrigens mit Ihnen? Auch Sie könnten bei uns Mitglied werden und damit uns Kulturschaffende in der Region unterstützen. Für Paare gibt es übrigens einen Spartarif!

Im ersten Programmheft habe ich angekündigt, in der Fortsetzung noch einmal auf die genaue Zielsetzung unseres Kulturvereins einzugehen. Dazu werde ich an dieser Stelle unsere überarbeitete Satzung aus dem Jahr 2000 bemühen.

Auch, wenn es nun etwas trockener wird, in Paragraph 3, Abschnitt 2, steht:
Zielsetzung ist die (der)

  • Förderung und Durchführung eines öffentlichen Kulturprogrammes in den Bereichen Unterhaltung, Bildung und Information;
  • Zusammenarbeit mit den örtlich ansässigen Vereinen, Institutionen und Körperschaften des öffentlichen Rechts mit ähnlichen Zielsetzungen oder die an den Zwecken und Zielen des Kulturvereins „Ellis Saal - Kultur und mehr“ e. V. Interesse zeigen;
  • Unterhaltung und Verwaltung von „Ellis Saal“ als Mittelpunkt des öffentlichen Lebens und als Kulturzentrum für die Region;
  • Erhalt von „Ellis Saal“ als Kulturstätte für die Bevölkerung.

Lieber Leser, lieber Gast!
Für Sie ist dieser Saal der Kultur und Geselligkeit geschaffen worden; für Sie wird er auch erhalten bleiben. Einen Tipp zum Schluß: Sammeln Sie unsere Programmhefte, dann haben sie ein komplettes Zeugnis der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von „Ellis Saal“, des Kulturvereins und seines Umfeldes. In dem Sinne viel Spaß und gute Unterhaltung bei unseren Veranstaltungen und empfehlen Sie uns weiter.

Im nächsten Programmheft erscheint die Fortsetzung. Denn unsere Geschichte wurde Ende 1998 erst so richtig erfolgreich! Teil 3 wird Ihnen dann die Kulturveranstaltungen bis zur Baupause in Erinnerung rufen. Außerdem lassen wir Sie durch einen Schlitz im Bühnenvorhang einen Blick auf unsere Kulturarbeit werfen. Lassen Sie sich hinter die Kulissen entführen!

Alexandra Koch (Schriftführerin des Kulturvereins „Ellis Saal“) - Juni 2002

Eine Vision wird Wirklichkeit

Teil 3: Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Unsere Geschichte geht weiter …
Eine Geschichte, die von den Anfängen bis heute viel mit Glück zu tun hat.
Wir hatten Glück, Menschen mit Visionen zu finden.
Wir hatten Glück, die Stadt Bebra für unsere Sache begeistern zu können.
Wir hatten Glück, „Linden“-Pächter zu finden, denen die Kulturarbeit genauso
am Herzen liegt wie uns. Diese Aufzählung ließe sich noch um etliche
Punkte erweitern. Aber nun erstmal zur Begrüßung:
Kommt das Glück, biete ihm rasch einen Stuhl an.
(Jüdisches Sprichwort)

Liebe Gäste und Kulturfreunde!

Wir, vom Kulturverein „Ellis Saal - Kultur und mehr...“ e. V. Weiterode 1998, haben genau das getan. Als wir nach der Gründungsversammlung im Mai 1998 merkten, dass das Interesse an einem Dorfzentrum breit gestreut ist, ergriffen wir die einmalige Chance, ein sowohl bedeutendes als auch nachhaltiges Projekt anzustoßen. Mit Beginn der Bauphase in 2000 entstand Schritt für Schritt ein Haus der Kultur und Unterhaltung, der Geselligkeit und Muse. Wie geplant, hatten wir es mit der kulturellen Veranstaltungsreihe in 1999 geschafft, gehörig auf uns aufmerksam zu machen.

Gäste aus Bebra, Rotenburg, Bad Hersfeld, Heringen, Melsungen, Eisenach, Gerstungen und natürlich Weiterode kamen, um unterhaltsame Stunden in „Ellis Saal“ zu genießen und um vom Alltagsstress abzuschalten. Die Mund-zu-Mund-Propaganda sorgte für einen recht hohen Bekanntheitsgrad innerhalb kurzer Zeit.
Diese Ausgangsbasis gewichtete zu unseren Gunsten. Und so war unser Kulturvorhaben auch während der intensiven Verhandlungen mit der Stadt Bebra, die 1999 starteten, vom Glück bestrahlt. Allen voran Bebras Bürgermeister Horst Groß hatte in unzähligen Sitzungen immer wieder ein offenes Ohr für die Wünsche und Ziele des Kulturvereins „Ellis Saal“. Als die ersten Baupläne auf den Tisch gelegt wurden, waren sich die an der Steuerungsgruppe beteiligten Mitglieder freudig bewusst, dass aus Visionen nun konkrete Wirklichkeit werden würde. Selbst zum Zeitpunkt der umfassenden Zusammenarbeit mit dem Architekten Albert Hess aus Neuenstein wurde dem Kulturverein Vetorecht eingeräumt. Verständlicher Weise im Rahmen finanzieller, terminlicher und organisatorisch machbarer Eckpunkte. Die Anstrengungen unzähliger Verhandlungen mündeten schließlich in einem positiven Gesamterlebnis, dem Richtfest am 01. März 2001.
Geschafft! Wir feiern Richtfest!

Der Rohbau war nach rund einjähriger Bauzeit fertig gestellt worden. Zum Fest sangen die Kinder des Kindergartens Weiterode mit ihren Erzieherinnen eine musikalische Glückwunsch-Botschaft. „Die Kinder sind unsere Zukunft.

Sie sind auch diejenigen, die dieses renovierte und reaktivierte Gebäude im Zentrum des Dorfes in zukünftigen Jahren zur Pflege der Gemeinschaft nutzen werden“, sagte Bürgermeister Horst Groß in seiner Ansprache anlässlich des Richtfestes von „Ellis Saal“.  Gefeiert wurde anschließend im noch kahlen, für den Innenausbau bereits vorbereiteten Saal. Dank eines Heizgebläses und einer erwartungsvoll freudigen Stimmung herrschte trotz der nackten Wände und des bloßen Fußbodens eine gemütliche Atmosphäre.

Atmosphärisch wirkt der Saal übrigens immer - damals vor und während des Umbaus genauso wie heute im neuen Gewand. Als persönlicher Fan von „Ellis Saal“ ist meine Meinung diesbezüglich eindeutig: „Ellis Saal“ war und ist ein Gewinn für Bebra-Weiterode und die umliegende Region. Auch wenn ich seit Mai 2003 aus Zeitmangel nicht mehr dem Vorstand des Kulturvereins „Ellis Saal“ angehöre, so wird mir dieses Projekt doch immer am Herzen liegen. Allerdings werde ich leider keine Fortsetzungsgeschichten mehr für Sie schreiben können, da mir dafür in Zukunft die Insider-Informationen fehlen werden. Andere werden an meine Stelle treten und Sie ebenso gut über die Vereinsgeschichte, zukünftige Entwicklungen und das Kulturprogramm informieren. In diesem Sinne übergebe ich an den Vorsitzenden des Kulturvereins „Ellis Saal... Kultur und mehr“, Claudius Nölke, der es ebenfalls nicht versäumen möchte, Sie als unsere Gäste zu begrüßen.

Alexandra Koch
Juni 2003

Geschafft! Als besonders schwierig und schmutzig erwiesen sich die Abrissarbeiten der,  mit 3 cm dicken Staub belegten, Holzdecke im Saal. Im Bild v.l. Claudius Nölke, Hans Holstein und Hermann Riesenberger nach dem Abriss.

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