04.10.1999

Publikum bekam sein Fett weg

Mit Wortwitz und Zynismus, mit erfrischender Respektlosigkeit und fulminanten musikalischen Einlagen begeisterte das „Zwinger-Trio"" aus Dresden sein Publikum am Samstag abend in Ellies Saal in Weiterode.

WEITERODE:Es war ja schon ein bedeutungsschwangeres Wochenende. Der Tag der Deutschen Einheit stand bevor, Feierlichkeiten zum zehnten Jahr des Mauerfalls und dem neunten Jahrestags der Wiedervereinigung wurden allerorten begangen. Wenn dann in dieser Zeit eine Kabarett-Gruppe aus Dresden im Westen gastiert, vermutet man schon die ein oder andere Spitze zur politischen Situation einst und jetzt.
Die Spitzen kamen zwar, doch waren es keine, die von besonderem politischen Tiefgang zeugten. Und das war gut so. Denn es stimmt doch:„ Gemeinsam lachen bringt einander näher" - und darum stand dieses Motto an diesem Wochenende auch gut plaziert und im Vordergrund einer Kabarett-Veranstaltung in Ellies Saal.

So präsentierten die drei starken Jungs aus Dresden kein politisches, wohl aber ein äusserst witziges und überaus sarkastisches zweistündiges Programm. Dabei bekam das heimische Publikum aus dem „Randgebiet", wie es Dauer-Conférencier Peter Kube immer wieder bezeichnete, ganz schön oft sein Fett weg.

Eine „Problemgruppe" hatte Kube dabei besonders im Visier. Diese fiel ihm besonders auf wegen „unkontrolliertem Lachen" an scheinbar unangebrachter Stelle. Fortan war es immer wieder die Problemgruppe, die „Bauern" oder die „junge Melkerin", die er in charmant-zynischer Manier ansprach.

Er klärte sie über die einfachsten Dinge auf: „Sie kennen auch gar nix - Feldarbeit stumpft ab!" oder „Conférencier - das ist ein französischer Begriff, den wird man hier in Weiterode nicht kennen."

Die drei Kabarettisten sind ein Trio, wie man es sich unterschiedlicher gar nicht vorstellen kann. Peter Kube, der in übertrieben-akkurater Weise durch das Programm führte, wurde vortrefflich begleitet von Tom Pauls. Der brachte die Rolle des äusserst sensiblen Musikers. der
immer wieder verunsichert, meistens den Tränen nahe und beleidigt ist, in hervorragenden mimischen und gestischen Ausdrücken rüber.

Der dritte im Bunde war Jürgen Haase. Auch er identifizierte sich absolut mit der Rolle des immer etwas dümmlich dreinblickenden Musikers, dessen Spezialität die Hintergrund Geräusche mit zwei Löffel waren. Sein grosser Auftritt war ein angedeuteter Striptease.

Das Programm des Trios bestach neben den charmanten Publikums-Beschimpfungen, hauptsächlich durch Sprachakrobatik vom Feinsten und die fulminante Darbietung bekannter musikalischer Melodien. Ohne hintergründigen Tiefgang zwar, aber sehr witzig.
Susanne Wenk
Quelle: HNA 04.10.99

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