Ein Musiker, der ins Herz schaut
Clemens Bittlinger zog Zuhörer in Ellis Saal mit seinem Weihnachtsprogramm in den Bann
Von Susanne Kanngieser
WEITERODE. Einfach mal innehalten im Weihnachtsstress. Hinsetzen, zuhören und Weihnachten im ursprünglichen Sinn erleben. Am Freitagabend hatte das Publikum im voll besetzten Ellis Saal Gelegenheit dazu. Der christliche Liedermacher Clemens Bittlinger war auf Einladung der evangelischen Kirchengemeinde Weiterode zu Gast und begeisterte zwei Stunden lang mit seinem Programm „Bilder der Weihnacht“. An seiner Seite hatte er wieder exzellente Musiker wie David Plüss (Keyboard), Helmut Kandert (Percussion), Jean-Pierre Rudolph (Geige, Mandoline, Flöte) und eine Lara Herrmann, die mit einer ausgefeilten Interpretation der Texte und einer angenehm schlanken, ganz leicht geführten Stimme vor allem in der Höhe faszinierte.
In „Bilder der Weihnacht“ ließen Bittlinger und seine Band alle Akteure der Weihnachtsgeschichte zu Wort kommen. Maria, Josef, Hirten, Engel, Tiere und auch König Herodes nahmen in Liedern und Texten Gestalt an. Die Lieder und Instrumentalstücke waren im Celtic-Pop-Stil arrangiert, die Texte zart, lyrisch und manchmal auch provokant (,‚Warum sollte uns ausgerechnet dieser Abend heilig sein, wo uns sonst nichts mehr heilig ist?“).
Geistvoller Theologe
Bittlinger verstand es von der ersten Minute an vorzüglich, mit hohem musikalischen Niveau, Atmosphäre zu schaffen und seinen Zuhörern ins Herz zu schauen. Weil der 46-jährige Theologe aus dem Odenwald gut mit Sprache umgehen kann, produzierte er auch mit diesem Programm bedenkenswerten Sinn über das Alltägliche und nicht sinnlose Bedenken für alle Tage. Tiefsinnig und geistvoll. Nach zwei Zugaben mit Stücken aus der neuen CD „Habseligkeiten“ kam natürlich das Lied, ohne das ein echter Bittlinger Fan den Konzertsaal niemals verlässt: „Sei behütet“. Und da spürte man es dann noch einmal ganz deutlich: Weihnachten ist nah. (zwk)